Erotische Massagen

Tausendmal berührt

Entspannung ist immer gut - und im Lockdown können wir alle davon nicht genug bekommen. Haben wir doch trotz manchmal reichlich Zeit auch viel Stress und wenig Ablenkung und Erholung. Die Zeitfenster auch als Paar gut zu nutzen ist gar nicht so einfach. Aber um sich dem Thema Erotische Massage zu widmen ist es quasi der perfekte Zeitpunkt. Auch wenn es nach großer Kunst klingt oder nur geeignet für sexuell experimentierfreudige Menschen – es kriegt jeder hin, der Lust hat, sich darauf ein zulassen.

Generell und auch für weitere auf die Massage folgenden Ambitionen: Die Atmosphäre muss stimmen. Das Smartphone sollte aus sein und die Kinder im Bett oder vor dem Fernseher geparkt. Das Zimmer ist ruhig, sanft beleuchtet und warm. Denn der Massierte ist in der Regel nackt und sollte nicht frieren. Als Massierender achten Sie deshalb auf leichte Kleidung. Sie sind in Bewegung und kommen womöglich ins Schwitzen. Nehmen Sie sich deshalb auch nicht zu viel vor. Denn Massieren ist Muskelarbeit und gerade unsere Finger können schnell gegen den ungewohnten Einsatz protestieren. Auch die richtige Körperhaltung ist wichtig, sonst hat der Masseur am Ende mehr Schmerzen als der Massierte - und auf Sex womöglich gar keine Lust mehr.

Und: Die Fingernägel sollten kurz sein, große Ringe und Armketten sollten ebenfalls abgenommen werden. Damit alles gut gleitet, ist Massageöl wichtig. Es kann, muss aber kein spezielles Massageöl oder Gleitmittel sein. Küchenübliches Olivenöl geht auch. Allerdings ist Lavendel zum Beispiel besonders entspannend, Rosmarin eher anregend und Rosenöl sehr sinnlich. Das Öl sollten Sie vorher zwischen den Händen verreiben, um es auf Körpertemperatur zu bringen, sonst erschreckt sich der Massierte.

Wer noch nie massiert hat und massiert wurde, dem helfen ein paar grundlegende Tipps.

Sehr empfehlenswert ist: Das große Buch der Massage. Hier geht es zwar nicht speziell um Erotik, aber wer Grundbegriffe und Griffe kennt, kann in intimen Situationen besser zufassen. Und kann natürlich auch im Alltag viel davon anwenden, egal ob das Baby Blähungen hat oder die beste Freundin einen Hexenschuss. 

Nichts ist besser, um alle stressigen Gedanken und To-Dos des Tages wegzuzaubern und überhaupt in die Nähe erotischer Stimmung zu kommen, als mit einer entspannenden Kopfmassage zu starten: Die Schläfen und die Nasenwurzel massieren, die Stirn streicheln und kneten, mit gespreizten Fingern über die Kopfhaut fahren. Auch eine Handmassage eignet sich als Warmup, genauso eine Fußmassage.

Wer Partner oder Partnerin nicht nur entspannen sondern auch schon anregen will, kann eine bisschen Lust auf mehr machen:  An den Ohren knabbern oder schöne Dinge hinein flüstern; die Finger und Zehen nicht nur kneten, sondern auch ablutschen oder daran lecken. Beim Massieren können Sie sich aufeinanderlegen, so dass sie ihre Körper aneinander spüren. Allein dadurch ist eine normale Massage schon sehr intim, partnerschaftlich und erotisch, ohne überhaupt in die Nähe der Hotspots zu kommen. Wichtig ist – jetzt und später – immer mindestens eine Hand auf dem Körper zu lassen. Wer also von der Schulter zum Kreuzbein wechselt, macht das mit den Händen nacheinander. So bleibt man die ganze Zeit in Kontakt mit dem Massierten.

Auch ein guter Start sind die Stellen, die bei fast allen Menschen verkrampft sind: Rücken, Nacken, Schulter. Einfach mit beiden Händen kneten und walken, mit den Fingern darüber gleiten oder die Fingerknöchel sanft darüberfahren lassen. Ebenfalls ein Problemfall sind auch die Waden. Auch hier kann man herzhaft durchmassieren – und sich dann Richtung Oberschenkel vorarbeiten, und damit zu den erogenen Zonen dazwischen. Auch den Hintern kann man sich vornehmen. Natürlich dürfen, können und sollen die Hände durchaus auch auf Abwege geraten, aber eher spielerisch und wie ein Tanz. Bevor es richtig zur Sache geht, geht es nämlich noch auf der anderen Körperseite weiter. Also den Partner sich umdrehen lassen und Arme, Brust und Bauch massieren. All das ist anschaulich und ausführlich nachzulesen in dem kleinen Büchlein: Erotische Massage von Arne Hoffmann.

Ob man dann weiter zur Sache geht, wie es die Natur vorgesehen hat, oder die Sache auch mit Massagegriffen zum Höhepunkt und zu Ende bringt, ist Geschmackssache. Anbieten würde sich da die Lingam- bzw. die Yoni-Massage-Technik. Bei der Yoni-Massage steht die Vulva im Mittelpunkt, bei der Lingam-Massage Penis und Hoden. Diese Technik hat ihren Ursprung in der Tantra-Lehre – in der es allein 36 Griffe für die Genitalmassage geben soll und fürs ganze Tantra-Programm gibt es noch viel mehr. Ein Grund, warum Tantra gleichzeitig erschreckend kompliziert, aber auch sehr verheißungsvoll wirkt.

Ins Thema einlesen kann man sich mit Tantra Für Neugierige: Das ist ein schmales Buch für, genau Neugierige, oder auch für Unerfahrene, könnte man sagen. Die Autorin erzählt ihren eigenen Weg und nimmt so die Leser:innen mit; dabei geht es im Plauderton um Selbstmassage und Bodypainting, um den Umgang mit Glaubenssätzen genauso wie um klassische Positionen und Massagegriffe.

Deutlich üppiger, im Ausmaß und in der Aufmachung ist TantraYoga. Opulent und ästhetisch fotografiert gibt es hier genaue Anleitungen und Informationen. Auch wer es nicht unbedingt ausprobieren möchte, hat mit diesem Buch und den vielen Fotos eine sinnliche Beschäftigung in den Händen und vor Augen.

Wo Tantra ist, gehört auch Kamasutra dazu. Das ist zwar keine Massagetechnik, aber eben doch ein erotisches Programm. Ist Tantra eher Philosophie, ist Kamasutra Praxis. Ist Tantra fließende Energie und Entspannung, ist Kamasutra Kraft und Kreativität der Möglichkeiten. Es gibt ein ähnlich wie TantraYoga aufgemachtes Buch: Kamasutra: Liebe, Achtsamkeit, Erfüllung. Und auf den Seiten der Erotik-Couch dieTitel Kamasutra Workout: Train hard & Have fun und Das Kamasutra.

Neben Tantra und Kamasutra ist auch der Begriff Thaimassage mit Erotik assoziiert. Natürlich ist nicht jede Thai-Massage Erotik, aber auch hier gibt es altbewährte Abläufe und warum nicht darauf zurückgreifen?

Die Thai Massage von Annegret Lehman und Clemens Blättermann beschränkt sich nicht auf die titelgebende Massagerichtung. Das schmale DIN A4 Heft ist im Selbstverlag erschienen und ist wirklich auch selbstgemacht, auf eine sehr intensive, intime Art. Ohne Fotos und aufwändiges Layout wirkt alles sehr schlicht, aber so, als würden einem die Autoren in einem langen Brief schreiben, wie man für sich selbst ausprobieren kann, womit sie so wundervolle Erfahrungen gemacht haben. 

Sich an einer bestimmten Massage-Schule zu orientieren ist allerdings keine Pflicht. Sie können auch einfach anfangen und sich dann selbst weiterentwickeln und Techniken und Praktiken mischen, wie Sie Ihnen gefallen. Entspannte und entspannende Selbsterfahrung sozusagen.  Auf diesem Weg können Bücher helfen, die sich damit befassen, Sexualität bewusst zu genießen. Von denen Sie einige bei uns auf der Erotik-Couch finden, zum Beispiel Liebe würde Slow Sex machen oder Sex: Die Kunst zu berühren.

Ebenfalls zu empfehlen:

Liebe, Lust und Achtsamkeit: Die Autorin ist Tantra-Lehrerin, aber in diesem Buch geht es um mehr als nur einige fernöstliche Handgriffe. Es geht auch gar nicht hauptsächlich um Handgriffe, sondern um die innere Vorbereitung, die helfen soll, sich selbst, dem Körper und dem der anderen achtsam zu begegnen. So ist eine Massage nur ein Teil von allem und vor allem mehr als nur körperliche Berührung.

Sinnliche Intimität: Berühren und Berührt werden: Auch in diesem Buch geht es nur in einem Kapitel wirklich explizit um Massage. Aber in allen anderen Kapiteln gibt es Übungen und Anregungen, die helfen, sich der Sexualität anders und empfindsamer bewusst zu werden; auch konkrete Probleme werden in den Blick genommen und „angefasst“. So inspiriert kann eine Massage dann tatsächlich kleine Wunder bewirken.

Soweit die Theorie.

Mit der Praxis müssen alle selbst anfangen. Außer Bücher, Ruhe, Handtuch und ein gutes Öl braucht man nichts dafür. Viel Vergnügen und gute Entspannung.

"Erotische Massagen" - Sigrid Tinz, April 2021
Titel-Motiv: © istock.com/Umkehrer

Klassiker
der erotischen Literatur

Sex ist so alt wie die Menschheit. Wann und wie die Erotik dazu kam, wissen wir nicht. Was wir wissen: Erotische Literatur gibt es nicht erst seit Fifty Shades of Grey, sondern seit es Literatur gibt, seit es Bücher gibt, vielleicht sogar, seit es Schrift gibt.

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