Tabuthemen, unterhaltsam und lehrreich
Axel-Jürg Potempa ist von Beruf eigentlich nicht Autor, sondern Arzt, Leiter des von ihm gegründeten Kompetenzzentrums für Urologie, Sexual- und Partnerschaftsmedizin. Alles was mit Sex und den dazu benötigten – und auch davon beschädigten – Körperteilen zu tun hat, ist also sein Fachgebiet. Aber er hat auch ein großes Talent, sein Fachwissen und seine medizinischen Erlebnisse in Worte zu fassen und als Vorträge, Interview, oder wie hier in Kurzgeschichten zu verwandeln und so weiterzugeben.
Artzberuf und Bücherschreiben
In sehr unterhaltsame Kurzgeschichten, das ist zu betonen. Was natürlich auch daran liegt, dass er in erster Linie seine spannendsten, exotischsten und interessantesten Fälle für das Buch ausgewählt hat und nicht einfach nur die 100. Erektionsstörung oder die 778. Harnwegsinfektion. Wobei auch diese gängigen Sex-Krankheiten immer dabei sind, oft steht dahinter ja eine ganze Liebes- und Leidensgeschichte und eine ungewöhnliche Heilung.
So wie er über seine Patienten schreibt, klingt es sehr wertschätzend, immer für die Person die richtige Lösung zu finden und keinerlei moralisches Urteil darüber zu fällen, ob das denn nötig war. Zu ihm kommen Männer mit Bisswunden an ihren edelsten Teilen, mal war es der eifersüchtige Terrierhund der neuen Bettgenossin, mal die eigene Ehefrau, die beim Blowjob – ob aus Ekstase oder Genervtsein – nachdrücklich ihre Zähne eingesetzt hat. Er behandelt entzündete Piercings, selbst gestochen vom Patienten, an Stellen, wo es schon beim Lesen wehtut. Schon fast ein Klassiker ist, was so alles zur analen Stimulation verwendet wird; und dann nicht wieder rauswill, wenn es der Schließmuskel einmal durchgelassen hat. Gleiches gilt für die Harnröhre, was reinflutscht, kommt nicht wieder raus und in Potempas Erzählungen lesen wir von kleinen Parfümfläschchen und meterlangen Wäscheleinen. All das kann wirklich gefährlich werden.
Medizinisch korrekt und sehr menschlich
Dr. Potempa ist ein Arzt, den man sich wünschen würde, wenn es denn mal sein müsste. Jede seiner Geschichten ist allerdings auch ein Hinweis darauf, wie es richtig geht. Und wenn doch mal was passiert - Entzündungen, Verletzungen, Schwellungen und Stauungen - sollte man sich schnelle Hilfe suchen und möglichst genau beschreiben was passiert ist. Sexualmediziner haben ohnehin schon zu viel erlebt, als dass sie die Geschichte vom „Unfall“ glauben. Details zu wissen hilft ihnen, richtig zu behandeln. Damit es nicht für lange oder auch für immer vorbei ist mit dem Spaß am Sex.
Fazit
Fetische, Sexpraktiken und dadurch entstandene Verletzungen, dazu Dysfunktionen aller Arten, das ist der Alltag des Partnerschaftsmediziniers Axel-Jürg Potempa. Er hat außerdem ein großes Talent darüber zu schreiben, ohne seine Patienten bloßzustellen und ohne seinen Lesern die Rolle von Voyeueren zu geben. Unterhaltung und Informationen, die durchaus anregen, etwas nachzumachen - aber vor allem regen sie an, es richtig zu machen.
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