Atmosphärische und packende Adaption einer besonderen Liebesgeschichte.
Schon das stimmungsvolle Titelmotiv macht deutlich: Diese Interpretation des traditionellen französischen Volksmärchens aus dem Jahr 1740 ist deutlich freizügiger als etwa die allgemein wohl bekanntesten Adaptionen: die Verfilmungen aus dem Hause Disney.
Viel nackte Haut und etwas Fell
Die schöne Mirabelle bricht eines Tages aus dem ländlich idyllischen Dorfleben aus, um die Welt zu entdecken. Doch ihre Reise endet jäh, als sie von Banditen überfallen wird. Ein Hüne in rotem Gewand rettet sie vor dem drohenden Missbrauch. Neugierig folgt sie ihrem unbekannten Retter und blickt schon bald in das Antlitz eines schrecklichen Wesens. Dies ist der Beginn einer besonderen Liebesgeschichte.
Zeichner und Szenarist Francesco Trifogli - kurz Trif - entledigt Mirabelle schon für ihrer Kleidung. Ganz im Sinne des Imprints „Splitternackt“ aus dem Splitter-Verlag dürfen wir uns an dem attraktiven Anblick erfreuen. Die detailreichen und mit überaus stimmungsvollen, leuchtenden Farben kolorierten Bilder entführen uns dabei in ein überaus atmosphärisches Setting und ziehen uns durchweg in ihren Bann. Fasziniert beobachten wir das Wechselspiel aus wachsendem Vertrauen und Zuversicht bei Mirabelle und der andauernden Ablehnung des Biestes, das von einem Fluch belegt dazu verdammt ist, als wunderschöner Prinz im Körper einer schrecklichen Kreatur ein einsames Dasein zu fristen, bis Erlösung durch die wahre Liebe erfolgt.
Doch es ist bekanntermaßen ein weiter und steiniger Weg. Auch wenn die Anlehnung an das Original im Kern erhalten bleibt, so weicht Trif von der Vorlage ab. Vor allem betont er deutlich mehr die körperlichen Aspekte mit den unverkennbaren Gegensätzlichkeiten. Im imposanten Schloß des Biestes wird Mirabelle schon bald gewahr, wer sich tatsächlich hinter dem Biest verbirgt, das sie immer wieder zurückweist. Ihre Neu- und Begierde wächst. In der vorsichtigen Annäherung von Mirabelle entstehen ästhetisch ansprechende und knisternde Momente bei Kerzenschein, ohne platte explizite Erotik. Auch ihre eigene Lust erkundet Mirabelle, die schon bald in animalischem Verlangen aufgehen soll.
Trif entwirft einen guten Spannungsbogen. Die Gedanken von Mirabelle entfachen dabei mit leiser Poesie nostalgischen Charme. Tiefschwarze Sprechblasen betonen in den Dialogen die kraftvolle und raue Natur des Biestes. Packende Wendungen führen zu einem dramatischen, allerdings etwas zu temporeich erzählten Finale, das uns schließlich mit einem unerwarteten und dennoch versöhnlichen Panel zurücklässt.
Fazit
Die Schöne und das Biest faszinieren uns ein weiteres Mal in dieser überaus atmosphärischen, packenden Adaption von Franceso Trif, die nicht nur mit viel nackter Haut und erotischen Szenen, sondern insbesondere auch durch die Wandlungen des ungewöhnlichen Paares bis zur erlösenden Liebe verzaubern.

Hanna Reininger, Trif, Splitter
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