Skurrile BDSM-Phantastereien.
Mag das einnehmende Cover-Motiv mit einem Close-Up der Hauptfigur „Bianca“ noch eine künstlerisch inszenierte BDSM-Geschichte versprechen, so geht es im inneren deutlich überdrehter und dabei leider weit weniger erotisch zu.
… und ab in die Tonne!
Damit möchte ich nicht bereits in irgendeiner Weise meiner Meinung über das Werk des Comic-Künstlers Guido Crepax, einem ersten Vertreter des Erwachsenen-Comics, Ausdruck verleihen. Aber in seiner Geschichte muss Bianca tatsächlich auch diese Erniedrigung über sich ergehen lassen. Es ist nur eine von vielen Qualen, die sie hier durchleben muss.
Drei Geschichten aus unterschiedlichen Schaffensperioden zwischen 1968 und 1971 sind in diesem Band zusammengestellt. Darin erleben wir die junge Internatsschülerin zwischen Traum und Wirklichkeit, wo ihr nicht nur Menschen, sondern etwa auch Piraten-Skelette zusetzen. Viel mehr Hintergründe über sie erfahren wir nicht. Dafür ist auch kaum Zeit, denn sie wird eigentlich ohne Pausen ausgepeitscht, mit und ohne Instrumente oder Gegenstände gefoltert, sie ist Demütigungen mit und ohne Worten ausgesetzt. Der Fantasie scheinen hier kaum Grenzen gesetzt.
Auch wenn Bianca die meiste Zeit unbekleidet bleibt - von irgendwelchen Apparaturen, die sie quälen oder ihr Schmerz zuführen einmal abgesehen - vergeht sich Crepax hier nicht in billigen, expliziten Darstellungen. Er umschifft extreme pornografische Darstellung durch geschickte Perspektiven oder Details, die im richtigen Moment sensible Körperteile bedecken.
Unbestritten war Guido Crepax, der von 1933 bis 2003 gelebt hat ein talentierter Zeichner. Das stellen auch hier seine detaillierten Zeichnungen unter Beweis. Feiner Strich und nuanciertes Spiel mit Kontrasten kommt zum Einsatz, wenn er seinen skurrilen Fantasien freien Lauf lässt. Gerade auf den größeren Motiven entstehen imposante, teils surreal anmutende Gemälde. Doch prickelnde Erotik versprühen sie nicht oder zumindest kaum.
Fazit:
Hauptfigur Bianca leidet in der retrospektiven Geschichtensammlung des Comic-Künstlers Guido Crepax wenig lustvoll und muss sich den skurrilen BDSM-Phantastereien ihres Erschaffers hingeben. So vermag das Werk nur eingefleischte Comic-Fans zu unterhalten. Wer knisternde, anregende Unterhaltung sucht, findet auch bei den Comics einige Alternativen.
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